Der Autor dieses Gastkommentars, eine führende Persönlichkeit in der Schweizer EAM-Branche, vertritt die Ansicht, dass das Wiederaufkommen von Inhouse-Produkten nicht unbedingt ein negativer Trend ist.
Ein Begriff, der in der Vermögensverwaltungsbranche seit jeher geläufig ist, lautet "offene Architektur"Damit wird der Gedanke zum Ausdruck gebracht, dass ein wirklich unabhängiger Vermögensberater sich nicht darauf beschränken sollte, Fonds aus seinem eigenen Unternehmen zu empfehlen, sondern das gesamte Spektrum abdecken sollte. Der Begriff hat sich durchgesetzt - manchmal mehr in Marketing und Werbung als in der Realität - weil die Unternehmen wissen, dass er die Kunden beeindrucken würde. Es stellt sich die Frage, wie dieser Ansatz in der Realität umgesetzt werden kann, mit den notwendigen Kontrollen und in einer Weise, die es den Beratern ermöglicht, die Erwartungen der Kunden zu erfüllen. Dieses Thema gewinnt auch deshalb an Bedeutung, weil es Anzeichen dafür gibt, dass die Unternehmen wieder dazu übergehen, den Kunden ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Was hat sich also geändert?
Zu diesem Thema spricht Patrick Stauber, Geschäftsführer des externen Schweizer Vermögensverwalters Marcuard Erbe. Die Herausgeber freuen sich, diese Erkenntnisse mit Ihnen zu teilen und laden die Leser ein, darauf zu antworten. Wenn Sie dies tun möchten, senden Sie eine E-Mail an t. Denken Sie daran, dass die üblichen redaktionellen Ausschlussklauseln für die Ansichten von Gastautoren gelten.
Vor etwa 20 Jahren wurde die Welt der Anlageprodukte durch einen vielversprechenden Begriff elektrisiert: offene Architektur. Sie wurde als der Wendepunkt in der AnlageauswahlverfahrenSie unterstreicht den einheitlichen Zugang zu einem breiten Spektrum von Finanzangeboten verschiedener Anbieter auf einer einzigen Plattform. Sie versprach, die Grenzen der traditionellen proprietären Produkte zu sprengen und den Anlegern eine Vielzahl von Optionen zu bieten.
Die offene Architektur wurde für ihr demokratisierendes Potenzial gelobt, das darauf abzielt, den Investoren die bestmögliche Lösungen unabhängig von der Quelle. Dieser Ansatz stand in krassem Gegensatz zu der damals vorherrschenden Praxis, dass die Institute ihre eigenen Produkte anpreisen.
Die heutige Finanzlandschaft erlebt eine "Back to the Roots"-Verschiebung, die sich auch auf die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz auswirkt. Sie sehen sich nun mit einer zunehmenden Welle von bankeigenen Produkten konfrontiert, die ihre Verpflichtung zu einem neutralen, offenen Anlageansatz in Frage stellen.
Warum die Rückbesinnung auf eigene Produkte?
Ein wichtiger Grund, warum die Banken auf hauseigene Produkte zurückgreifen, ist der, dass sie die Attraktivität ihrer verwalteten Vermögen erhöhen wollen. Darüber hinaus haben regulatorische Änderungen, insbesondere die Abschaffung von Retrozessionen, die Attraktivität von Drittprodukten verringert. Diese Veränderungen verstärken den Druck auf die Banken, bei sinkenden Verwahrungs- und Handelsgebühren Wachstum zu erzielen und die Rentabilität aufrechtzuerhalten. Diese Umstände könnten die Einzigartigkeit von Vermögensverwaltern und unabhängigen Fondsmanagern unterstreichen, wenn es keine besonderen Herausforderungen gäbe.
Interessanterweise weisen hauseigene Produkte in der Regel einen viel höheren Beleihungsauslauf als externe Investmentfonds, was häufig mit der größeren Vertrautheit mit internen Lösungen begründet wird. Diese Begründung ist jedoch rätselhaft, denn Volatilität und Liquidität sollten bei LTV-Bewertungen.
Ein weiteres überzeugendes Argument für hauseigene Produkte sind die Handels- und Verwahrungskosten. Inhouse-Produkte bieten einen beträchtlichen Preisvorteil, da die Handelskosten deutlich niedriger sind als bei Drittanbietern. Schweizer Vermögensverwalter spüren diesen Unterschied deutlich, wenn sie sich weiterhin mit externen Produkten beschäftigen wollen.
Das Gleichgewicht der Waage
Es ist wichtig klarzustellen, dass das Wiederauftauchen von Eigenprodukten nicht unbedingt ein negativer Trend ist. Diese Angebote sind wettbewerbsfähig, werden durch rigorose Forschung gestützt und sind auf spezifische Marktanforderungen zugeschnitten.
Der Schlüssel liegt jedoch in der Ausgewogenheit. Die offene Architektur war als Allheilmittel für die Beschränkungen proprietärer Angebote gedacht und sollte den Anlegern eine umfassendere Auswahl und unvoreingenommene Beratung bieten. Wenn das Pendel wieder in Richtung hauseigener Produkte ausschlägt, müssen die Banken den Geist der Auswahl, der Transparenz und des Wertes beibehalten, für den die offene Architektur steht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Finanzlandschaft zwar weiterentwickelt hat, die Grundprinzipien, den Kunden einen Mehrwert, eine Auswahl und Klarheit zu bieten, jedoch zeitlos bleiben.
Ob durch hauseigene Produkte oder eine Mischung aus mehreren Angeboten, der Schwerpunkt sollte immer auf einem unvoreingenommenen Ansatz liegen, um die vielfältigen Bedürfnisse der Kunden in einer sich schnell verändernden Welt zu erfüllen.
Quelle: WealthBriefing